Wie genau alles begann, weiß ich nicht mehr. Was ich jedoch niemals vergessen werde, ist der Freitagabend, an dem ich gemeinsam mit meinen Eltern und meiner Schwester im Wohnzimmer saß und auf den „Seite veröffentlichen“ Button drückte. Obwohl ich dies still und heimlich, ganz für mich allein beschloss, hatte ich nicht das Gefühl nervös zu sein.
Viel dachte ich mir dabei nicht: Simples Layout, unterschiedliche Outfits und die ein oder anderen persönlichen Worte – das sollte es sein. Da Blogs anfangs mit digitalen Tagebüchern gleichgestellt wurden, fehlte von hochqualitativen Bildern, systematisch recherchierten Texten und einem roten Faden meist jede Spur. Doch Professionalität ersetze Persönlichkeit und plötzlich war er da, der „typische“ Bloggerstil. Inklusive selben Bild- und Farbkonzept, versteht sich von selbst.
Es braucht stets seine Zeit, bis man weiß, in welche Richtung man gehen möchte. Auf dem Blog begann ich mit sehr persönlichen und teilweise 700 Worte langen Texten, auf Instagram teilte ich täglich mindestens ein Spiegelselfie meines #OOTDs. Konzepte, die auch heute noch funktionieren, gegen die ich mich jedoch allmählich entschied. Ich wollte mehr – mehr an Professionalität, Qualitätsbildern und Abstand.
Es kann beängstigend sein, wenn man begreift, dass jeder Zugriff auf deine niedergeschriebenen Gedanken erhält. Auf der einen Seite ist es ein tolles Gefühl, sich mit anderen über verschiedene Themen auszutauschen – und gleichzeitig auch seltsam, sich jedem zu öffnen. Ich entschied mich dafür, eine Grenze zwischen The Loud Couture und meinem Privatleben zu ziehen. Auch wenn das in die eine Richtung funktioniert, ist es in die andere eher schwierig.
Das Bloggen nimmt viel Zeit ein – es verlangt von dir stets gegenwärtig zu sein, regelmäßig mit Neuem zu inspirieren, immer auf den Punkt zu sein – und doch wächst du dabei ungemein. Die beiden letzten Jahre, in denen mich The Loud Couture tagtäglich begleitete, prägten mich. Nicht ein wenig, nicht ein bisschen, sondern extrem. Ich habe das Gefühl angekommen zu sein, zu wissen was ich will oder was nicht und das Wichtigste, mir bewusst zu sein, dass ich alles schaffen kann.
Vor kurzem wurde ich gefragt, ob ich mich mit dem Bloggen identifizieren kann. Meine Antwort, ein klares Nein. Schon von klein auf lernte ich, dass man alles sein kann, was man will. Ich nahm Schauspielunterricht in der Theatergruppe, Karatekurse, Querflötenunterricht, dreimal die Woche Tanzstunden. In jeder freien Minute, die nicht mit Freunden gespielt wurde, widmete ich mich Büchern – einem Haufen Büchern. Außerdem meinen 175 Barbies, die unterschiedlichste Kleiderkombinationen über sich ergehen lassen mussten – ob original belassen oder gekürzt, bemalt und umgenäht.
In den letzten Monaten fragte ich mich, wieso es damals leicht war, alles und jeder zu sein und heute nur noch eines. Die Tatsache in Schubladen zu denken ermüdet mich, es schränkt mich ein. Die Schuhe, die ich 2014 beim Start von The Loud Couture trug, passen mir nicht mehr – im Laufe der Zeit bin ich herausgewachsen und nun bereit für ein neues Paar Schuhe. Ein größeres, erwachseneres und bunteres. Eines das zu mir passt.
Mit dem Bloggen habe ich mir den Traum vom eigenen Magazin erfüllt, an dem ich besonders als Teenie festhielt. „The Loud Couture“ ist mein öffentlich zugängliches Journal, in dem ich Inspirationen festhalte, mit euch teile und mich außerdem kreativ spielen kann. Mich ausleben und herumexperimentieren. Ganz ohne Schubladen und Regeln. Dafür mit Themen, die mich mitreißen, erschrecken oder verzaubern und mit einer ordentlichen Portion Liebe zusammengestellter Looks. Und ja, nun auch einem Layout, das mir und meinem neuen Paar Schuhe zur Seite steht.
PICTURES: Marcel